Spaziert man auf Fuerteventura durch das ballermann-mäßige Corralejo mit seinen Ramschläden, Engländer-Kneipen und Bettenburgen, sollten Naturfreunde wissen, dass das Gute ganz nah liegt. Am Strand sieht man die kleine Schwesterninsel mit ihrem hervorstechenden Panoramaberg Montaña de La Caldera. Das Portal Outdooractive empfiehlt Wandern auf Lobos wärmstens, denn diese unbekannte Kanareninsel ist ein autofreies, nahezu unbewohntes Naturschutzgebiet. Hier wechseln sich grüne Oasen und karge Vulkanlandschaften auf engem Raum ab.
Fähre ab Corralejo
Die Überfahrt mit dem Boot ab Corralejo dauert nur 15 Minuten. Im Winter verkehrt die Fähre stündlich zwischen 10 und 17 Uhr. Die Hin- und Rückfahrkarte für 15 Euro buche ich schon vor der Abreise online. Als ich am zweiten Weihnachtstag gegen halb elf am Hafen ankomme, stellt sich das als kluger Schachzug heraus. Das Boot füllt sich bis zum letzten Platz.
Ich ahne Böses: eine überlaufene Insel, wo man sich gegenseitig auf die Füße trampelt. Nach der Ankunft erweist sich meine Sorge als unbegründet. Nicht alle wollen wandern auf Lobos und schon gar nicht die gleiche Strecke. Viele Besucher kommen zum Baden, Kajakfahren und Entspannen.
Restaurant in El Puertito
Wie auf der Website für Outdoor-Fans vorgeschlagen, gehe ich den 10,6 Kilometer langen Rundwanderweg gegen den Uhrzeigersinn. Er ist kinderleicht zu finden. Wenige Meter nach dem Bootsanleger hält man sich am Besucherzentrum rechts. Nach wenigen Minuten erreicht man die einzige Ortschaft auf Lobos, falls man sie so bezeichnen mag: El Puertito (zu Deutsch: das Häfchen).
Sie besteht ausschließlich aus Hütten und kleineren Häusern, unter anderem hat sich hier das einzige Insel-Restaurant angesiedelt. Um dort überhaupt einen Platz zu ergattern, sollte man im Voraus reservieren, erzählt mein Guide bei der stürmischen Fuerteventura-Panoramatour an Heiligabend. Ich lasse El Puertito und seinen begehrten Fresstempel links liegen. Vielleicht kehre ich irgendwann als Aussteigerin zurück.
Lebensraum Las Lagunitas
Der erste botanische Höhepunkt beim Wandern auf Lobos sind die Salzwiesen an der Ostküste. Diese grünen Lagunen – Las Lagunitas – sind ein idyllischer Lebensraum für zahlreiche Pflanzenarten wie Meerlavendel, Strandwolfsmilch oder das Desfontaines-Jochblatt. Wie man auf dem Wanderweg kaum übersehen kann, tummeln sich in dem von Meerwasser überspülten Feuchtgebiet auch etliche Vogelarten.
Früher waren sogar Mönchsrobben auf Lobos beheimatet. Heute erinnern nur der Beiname „Insel der Mönchsrobben“ und Robben-Nachbildungen an die vertriebenen Meeressäuger.
Naturvoll wandern auf Lobos
Nachdem ich an den Vortagen auf Fuerteventura kaum Vegetation zu Gesicht bekommen habe, kann ich auf meinem Weg entlang der Salzwiesen den Auslöser meiner Kamera gar nicht stillhalten. Beim Wandern auf Lobos gilt eine notwendige Regel: immer auf dem Wanderweg bleiben und die Natur friedlich anschauen!
Sie ist voller Kontraste: Ich erblicke weiße Strandstreifen, rötlich braune Hügel, schwarze Lavabrocken und dazwischen immer wieder Grün. Während ich dem Wegweiser zur Montaña de La Caldera folge, mache ich zwischendurch einen Abstecher zu einer Agaven-Kolonie. Noch nie sind höhere Agaven vor meinen Augen gewachsen! Sie bilden ein Wäldchen und ihre Blütenstände sprießen haushoch nach oben.
Am Leuchtturm von Lobos
Wieder auf dem Haupt-Wanderweg erkenne ich von Ferne bereits den Leuchtturm Faro de Martiño an der Nordspitze von Lobos. Seit 1863 thront er auf einem Hügel, ein befestigter Weg bringt mich auf die Anhöhe mit einer fantastischen Aussicht auf Lanzarote, Fuerteventura und Lobos selbst. Ich mache ein bisschen Pause, genieße das Panorama, den Sonnenschein und den wolkenlosen blauen Himmel. Nur noch eine laue Brise säuselt mir nach der orkanartigen Calima durchs Haar.
Aufstieg auf den Vulkan
Ganz entspannt steuere ich nach dem Abstieg vom Leuchtturm-Hügel den anstrengendsten Teil der Wanderung an: den Aufstieg zum Kraterrand der Montaña de La Caldera. Die rund 127 Höhenmeter erklimme ich über einen immer steiler werdenden, teilweise gestuften Pfad. Wegen der vielen Stolpersteine auf diesem Berg sollte man bei der Wandertour auf Lobos auf jeden Fall feste Wanderschuhe tragen.
Oben an der Spitze, wo der Weg zum Schutz der brütenden Vögel plötzlich endet, fühle ich mich glücklich und zufrieden. Drei Inseln liegen mir noch eindrucksvoller als am Leuchtturm zu Füßen – Lanzarote im Norden, Fuerteventura im Westen und Lobos mit ihren Vulkanschloten, die wie Maulwurfshügel aus dem Boden stechen. Es lohnt sich, auf dem Vulkan eine Weile auszuruhen und zu erleben, wie sich eine Krähe in die Lüfte schwingt. Dann bahne ich mir langsam und bedächtig den Weg nach unten.
Baden an der Playa de la Concha
Der letzte Teil des Wanderwegs geleitet mich durch helle Dünen zurück zum Bootsanleger. Vorher stoppe ich in der windstillen Bucht der Playa de la Concha, wo mich die Badenden zu einer spontanen Abkühlung inspirieren. Ich habe weder Badeanzug noch Handtuch dabei, aber dieses Weihnachtsgeschenk gönne ich mir auch gerne in Unterwäsche!
Am 26. Dezember 2018 aale ich mich im türkis leuchtenden Atlantik-Wasser und schiebe den Gedanken an Minusgrade in Berlin in ganz weite Ferne. Um 16 Uhr lasse ich mich von der Fähre zurück nach Corralejo bringen. Damit endet mein Fuerteventura-Abenteuer, doch eines weiß ich schon jetzt: Im Winter 2019/20 ist Lanzarote an der Reihe! (as)
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Zu Miniaturvulkanen, Salzmarschen und auf einen Panoramaberg mit Drei-Insel-Blick: Die Insel Lobos in der Meerenge zwischen Fuerteventura und Lanzarote ist eines der letzten unberuhrten Naturparadiese der Kanarischen Inseln in Spanien.