Pippi Langstrumpf, Tommi und Annika bezwangen die hohen Felsen mit Seilen – ich entdecke den Drehort zufällig, während ich einen Spaziergang in der Nähe meines Nomaden-Domizils mache. Stenhamra Stenbrott auf der Mälarsee-Insel Färingsö ist wirklich eine beeindruckende Naturkulisse, die schon einige Filmemacher als Drehort auserkoren haben.
Die Felskolosse umrahmen zwei glasklare Seen und schirmen den Steinbruch von der nahen Einfamilienhaus-Siedlung komplett ab. Bei einem Streifzug durch ein Waldstück am Rande „meiner“ Straße fallen mir die Felsspitzen auf, so dass ich die kleine Oase schnell ausfindig mache.
Obwohl es in der Region Stockholm viele imposante Felsen gibt, habe ich einen Ort wie Stenhamra Stenbrott vor meiner Haustür nicht erwartet. Ein bisschen fühle ich mich an den Blauen und den Roten See am Rande der kroatischen Stadt Imotski erinnert. Im Gegensatz zu den beiden Felsseen in Dalmatien handelt es sich bei dem Steinbruch in Schweden jedoch um ein von Menschen gemachtes Phänomen.
Granitabbau im Stenhamra Stenbrott
Als Stockholm Ende des 19. Jahrhunderts rapide anwuchs, wurden Baustoffe für neue Wohnhäuser benötigt. Zwischen 1864 und seiner Schließung im Jahr 1937 diente der Steinbruch deshalb dem Granitabbau. Bis zum wenige hundert Meter entfernten Ufer des Mälaren verliefen damals Schienen, um die Steine zu den Transportschiffen zu befördern. Auch Stockholm liegt am Mälarsee, so dass sich der Wasserweg als praktikable Lösung erwies.
Während ich in meditativer Stimmung durch den ruhigen Steinbruch schlendere, rückt die Vorstellung, dass sich dort einst bis zu 130 Arbeiter tummelten, in weite Ferne. Ich höre das Rascheln der Blätter im stärker werdenden Herbstwind, Vogelgezwitscher und hier und da Menschen, die sich oben am Felsrand unterhalten. Würde man im Stenhamra Stenbrott eine Oper aufführen, wäre die Akustik wohl perfekt.
Solche Pläne hat es bisher aber nicht gegeben. Warum auch. Stenhamra ist vielmehr ein Ort der Ruhe, um sich für ein paar Wochen zurückzuziehen, den Wald, den Mälaren und die frische Luft zu genießen. Kein Wunder, dass ich mich inspiriert fühle, im Steinbruch ein kurzes Video für mein Meditationsprojekt Fantasiereise-Meditation zu drehen:
Ausflugsziel für Stockholm-Besucher
Planst du einen Städtetrip nach Stockholm und hast Lust bekommen, einen Abstecher nach Stenhamra zu machen? Dann brauchst du, wenn du mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bist, ein SL-Ticket und vor allem Zeit. Ein Wegweiser im Zentrum der Ortschaft deutet an, dass die Distanz bis Stockholm 28 Kilometer beträgt.
Ab Brommaplan fährt tagsüber Bus Nummer 176 im 20-Minuten-Takt. Von der Stockholmer Innenstadt bis zum Ziel solltest du anderthalb Stunden einplanen. Eine beschauliche Alternative zur U-Bahn (Tunnelbana) bis Brommaplan ist die Fähre Nummer 89, die du mit deinem SL-Ticket nutzen kannst. Von Klara Mälarstrom schippert sie durch wunderschöne Natur bis Tappström auf Ekerö, von wo dich Bus 176 bis zur Haltestelle Stenhamra Centrum bringt. Dort angekommen, gehst du noch ungefähr zehn Minuten zu Fuß, bis du Stenhamra Stenbrott erreichst. (as)
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