Wenn du bei einer Radtour Montenegro erkundest, kann es sehr steil bergauf gehen. Das Land heißt nicht ohne Grund „schwarzer Berg“. Es gibt aber auch relativ leichte Routen, auf denen du in atemberaubende Postkarten-Motive eintauchen kannst. Eine ist 43 Kilometer lang und führt dich rund um die Bucht von Kotor.
Während ich in Montenegro den Großteil des Winters verbringe, habe ich ursprünglich gar keinen Plan, Fahrrad zu fahren. Zu oft hält mich Dauerregen ab, Ausflüge zu machen – die Wanderwege sind zu dieser Jahreszeit eh viel zu feucht. In der ersten Januar-Hälfte zeigt sich die Sonne aber häufiger als die allgemeinen Wetterprognosen für den Monat andeuten. Während eines Spaziergangs an der Promenade von Kotor entdecke ich zufällig Werbung für einen Fahrradverleih – mit der Bucht-Route als Vorschlag für eine Radtour.
Radtour Montenegro mit Mountainbike
Bevor wieder Starkregen mit Sturm in Dauerschleife angekündigt ist, ergreife ich die vorerst letzte Schönwetter-Gelegenheit beim Schopfe und miete in Dobrota für 15 Euro ein Mountainbike. Die Tagesmiete für Holland-Räder beträgt nur zehn Euro, ist aber wegen der Steigungen unterwegs nicht besonders empfehlenswert. Mit der Schaltung meistere ich bei durchschnittlicher Sportlichkeit sieben Prozent Gefälle und mehr. Man merkt allerdings, dass der Verleiher die Kette nicht geölt hat.
Die ersten Kilometer radele ich auf einer verkehrsberuhigten schmalen Uferstraße. Das Meer wirkt in der Bucht von Kotor wie ein Bergsee, weil es von majestätischen Gebirgszügen umrahmt wird. Während ein paar Schäfchenwolken am tiefblauen Himmel vorbeiziehen, fühle ich mich wie in einer Traumwelt. Wenn es nach mir ginge, könnte ich ewig so weiterfahren.
Kurz vor Orahovac macht der Weg jedoch einen Rechtsknick bergauf – direkt auf die Jadranska Magistrala. Die Küstenstraße entlang der Adria führt hinter der montenegrinisch-kroatischen Grenze weiter von Süden nach Norden durch Kroatien. Gerade im Sommer verursachen die Touristenmassen dort kilometerlange Staus, im Januar hält sich der Autoverkehr glücklicherweise in Grenzen. Nach Möglichkeit weiche ich auf Straßen durch die Bilderbuch-Ortschaften am Ufer aus.
Prachtvolle Idylle in Perast
Eine dieser Ausweich-Straßen auf meiner Montenegro Radtour führt durch Perast. Dieses romantische Barock-Städtchen mit der typisch dalmatinischen Steinhaus-Architektur ist vor allem im Sommer ein Magnet für Reisende. An der Uferpromenade erwarten dich prachtvolle Villen, schicke Restaurants und hübsche Kirchen. Die bekannteste ist die Kirche des Heiligen Nikolaus. Zwei vorgelagerte Kircheninseln werden von kleinen Booten angesteuert, auch von einigen Speedboat-Betreibern aus Kotor.
Die Geschichte von Perast geht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Damals galt die Stadt als Zentrum der Seefahrer, so dass sie stetig wuchs und im 16. Jahrhundert Reichtum erlangte. Davon zeugen bis heute die prunkvollen Gebäude aus jener Zeit.
Römisches Mosaik Risan
Willst du bei dieser Radtour Montenegro ein bisschen besser kennenlernen, solltest du ungefähr fünf Kilometer weiter den nächsten Stopp einplanen. Die Top-Sehenswürdigkeit des Ortes Risan ist das römische Mosaik, das montags grundsätzlich geschlossen ist. Diesen Ruhetag hatte ich bei meiner ersten Stippvisite im Dezember nicht eingeplant. Das macht aber nichts, denn Risan hat ebenfalls eine schmucke Altstadt zum Flanieren und ein paar gemütliche Cafés und Konobas.
Risan ist die älteste Ortschaft in der Bucht von Kotor, die im dritten Jahrhundert vor Christi als illyrische Festung entstanden sein soll. Laut einer Überlieferung fand in Risan die illyrische Königin Teuta Zuflucht vor den Römern, deren Eroberungen in der Gegend im Jahr 229 vor Christi begannen. Der illyrische Staat existierte noch bis in Jahr 168 vor Christi, als Rom endgültig die Macht über die Region an sich gerissen hatte. Das Römische Mosaik in Risan ist die bedeutendste archäologische Ausgrabungsstätte mit eindrucksvoll erhaltener Bodenkunst auf rund 790 Quadratmeter Fläche. Der Eintritt kostet fünf Euro.
Auf einer Restaurant-Terrasse in Morinj nehme ich mir Zeit für eine entspannte Kaffeepause mit Meer- und Bergblick. Während der Radtour hast du mehrere Optionen, mit Panorama-Aussicht Kaffee zu trinken oder Mittag zu essen – je nachdem, worauf du gerade Lust hast.
Montenegro Radtour mit Fährüberfahrt
An meinem lauschigen Pausenplatz trennen mich nur noch ungefähr fünf Kilometer von der Fähre in Kamenari. Wenn du auf der anderen Seite der Bucht nach Kotor zurück radeln möchtest, musst du hier mit dem Schiff übersetzen. Ansonsten führt die Jadranska Magistrala weiter nach Herceg Novi, Igalo und schließlich nach Kroatien.
Die Fähren verkehren in einem sehr regelmäßigen Turnus. Nachdem ich mir für einen Euro ein Ticket besorgt habe, kann ich ohne Wartezeit an Bord fahren. Das Schiff nimmt natürlich auch Autos und Fußgänger mit. Ruckzuck bin ich am anderen Ufer und picknicke auf einer Bank in der Nähe der Fährstation. Am Morgen habe ich Couscous-Salat mit Falafel zubereitet, worauf ich nach knapp 30 Kilometer Radtour ordentlich Appetit habe.
Auf der schmalen Uferstraße Richtung Kotor fahren kaum Autos. Hier und da sind noch ein paar Steigungen zu überwinden. Im Großen und Ganzen handelt es sich aber um reines Genussradeln mit einer Reihe von fantastischen Aussichtspunkten über die Bucht von Kotor. Wie immer an wunderschönen Orten entpuppt sich die Etappe für mich als Stop-and-Go-Fahrt. Immerhin drehe ich auch ohne Lenkerstativ ein Video. Dabei durchquere ich einige Bilderbuch-Dörfer, bis ich wieder voller Glückshormone am Ausgangspunkt ankomme. (as)
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