In der Ostsee zwischen Schweden und Polen erwartet mich eine Inselperle, die mich mit ihrer landschaftlichen Schönheit überrascht: Bornholm. Sie gehört zu Dänemark, obwohl die kürzeste Entfernung zum Festland 319,75 Kilometer Luftlinie beträgt. Möchtest du in Deutschland starten, gelangst du das ganze Jahr über täglich mit der Fähre von Sassnitz/Mukran auf die Insel. Ich läute meine Radreise auf Bornholm im Hafen von Ystad ein, denn vorher habe ich an Schwedens Ostküste und auf Öland in die Pedale getreten. Nach einer nicht einmal 90-minütigen Überfahrt erreiche ich Rønne, wo meine Rundtour auf Cykelvej 10 beginnt.
Bornholm Radreise auf Cykelvej 10
Die Radwege auf Bornholm sind, wie bei Fahrradtouren in Dänemark üblich, hervorragend ausgeschildert. Der Klassiker einer Radreise auf Bornholm lässt sich auf Cykelvej 10 realisieren. Dieser Fernradweg hat eine Gesamtlänge von 104,5 Kilometern und führt einmal um die Insel herum. Für mehrtägige Radreisen bedeutet das kurze, gemütliche Etappen mit vielen Stopps, denn es gibt eine Menge Natur und Kultur zu sehen.
Aber Vorsicht: Wenn du platte nordische Landschaft ohne nennenswerte Steigungen erwartest, muss ich dich leider enttäuschen. Vor allem an der Nordküste geht es ständig auf und ab. Bewegst du dich mit reiner Körperkraft fort, ist auf jeden Fall Strampeln angesagt. Gerade bei deutschen Radreisenden fällt mir aber auf, dass sie gerne mit E-Bikes unterwegs sind. Auch hier gilt natürlich das geflügelte Wort des Alten Fritz: „Jeder soll nach seiner Façon selig werden.“
Am mühseligsten erscheint mir ein Anstieg im Wald kurz vor der berühmten Klippe Jons Kapel an der Westküste von Bornholm. Dort staut sich der Fahrradverkehr, weil alle schieben – inklusive Gepäck ein doppelter Kraftakt! Ich habe dieses „Vergnügen“ während der ersten Etappe, weil ich im Uhrzeigersinn um die Insel radele. In entgegengesetzter Richtung würde ich ebenfalls absteigen, denn dann schießt der holprige Weg gefährlich steil nach unten.
Spektakuläre Klippen auf Bornholm
Ganz großes Kino sind die Klippen, die man bei Radreisen auf Bornholm zu Gesicht bekommt! Nördlich von Hasle erwartet mich der sagenumwobene Felsen Jons Kapel (zu Deutsch: Jons Kapelle). Der schroffe, freistehende Koloss trägt diesen Namen, weil er optisch mit etwas Fantasie an einen Kirchturm erinnert. Außerdem kam Jon laut einer Legende nach Bornholm, um die Inselbewohner zum Christentum zu bekehren. Für diese Mission ließ er sich in der Grotte neben dem Felsen nieder. Die neugierigen Bornholmer sollen ihm dort herzliche Besuche abgestattet und seinen Geschichten aus der Bibel gelauscht haben.
Heute führt eine steile Holztreppe zu Jons Kapel hinab. Das Fahrrad parke ich einige hundert Meter entfernt bei einem Kiosk, wo sich viele Urlauber Erholungspausen gönnen und sich auf den Weg zu der atemberaubenden Klippe begeben. Dort befindet sich auch ein Parkplatz für Autos und Reisebusse.
Nur noch wenige Kilometer trennen mich von meinem ersten Etappenziel Allinge. An den Klippen am Ostseestrand kann ich mich gar nicht satt sehen – sie leuchten sonnengelb! Auf dem Gestein wuchert nämlich die gelbe Meeresflechte und sorgt für den strahlenden Farbton.
Während der Bornholm Radreise an der Nordküste begegnet mir dieses Phänomen an mehreren Küstenabschnitten. Ein imposantes Highlight unter den Felsformationen sind Helligdomsklipperne (Heilige Klippen) fünf Kilometer westlich von Gudhjem. Schroff und zerklüftet scheinen die scharfen Granitfelsen eine natürliche Festung zu bilden. Sie ragen bis zu 22 Meter in die Höhe, zum Meer hinab gelangt man über eine Treppe. Falls du in Gudhjem übernachtest, hast du die Möglichkeit, an einer touristischen Bootstour teilzunehmen, um Helligdomsklipperne vom Wasser aus zu bewundern.
Radtour auf Bornholm zu Bilderbuchorten
Eine Radreise auf Bornholm bringt dich in Ortschaften wie aus dem Bilderbuch. Ob Rønne, Allinge, Gudhjem, Svaneke oder Nexø – die kleinen Städte bestechen durch farbenfroh gestaltete Häuser, Fachwerkarchitektur, stilvolle Läden und Lokale. Obwohl im August der Tourismus auf der Ostseeinsel boomt, haben sie sich den Charme traditioneller Fischerdörfer bewahrt. Sie sind absolut hyggelig, wie die Dänen sagen würden – das heißt angenehm gemütlich. Anstelle von chinesischem Touristen-Tinnef findet man in den Souvenir-Shops vielmehr Bornholmer Kunsthandwerk wie mundgeblasenes Glas oder handgemachte Schokolade.
Auf Bornholm ist es möglich, in mehreren Glasbläsereien den Künstlern bei der Arbeit über die Schulter zu schauen – unter anderem in Svaneke. Die Stadt im Nordosten der Insel entpuppt sich für mich als lebhafter Tourismusmagnet. Wer mag, kann dort eine Pferdewagenfahrt durch die Gemeinde machen – für Kinder mit Sicherheit ein besonderes Urlaubsvergnügen.
Mit dem Fahrrad ins Inselinnere
Ich fahre weiter nach Nexø, wo ich zwei Nächte bleibe. Die Stadt an der Ostküste bietet sich nämlich als Ausgangspunkt für eine Radtour ins Innere von Bornholm an. Und ja, es fühlt sich gut an, mal einen Tag mit leichterem Gepäck auf dem Fahrrad zu sitzen!
Als erstes folge ich dem Wegweiser nach Aakirkeby und erlebe die landwirtschaftlich genutzte Seite der Insel. Der Radweg schlängelt sich durch Kornfelder. Zwischendurch halte ich öfters an, um am Wegrand süße Brombeeren zu pflücken.
Zirka 16 Kilometer habe ich hinter mich gebracht, als ich in der zentralen Stadt Aakirkeby ankomme. Bis 1660 war sie Inselhauptstadt. Ihre Hauptattraktion ist nicht etwa der morgendliche Flohmarkt, sondern die Aa Kirche, von der sich der Name der Stadt ableitet. Es handelt sich um eine der ältesten Kirchen von Bornholm. Außerdem hast du die Option, im Museum NaturBornholm in die Geologie der Insel einzutauchen.
Die wohl bekannteste Kirche steht rund einen Kilometer außerhalb von Østerlars – angeblich ein Künstlerdorf, wo es außer Østerlars Rundkirke nicht viel Interessantes zu erkunden gibt. Steuerst du sie von Süden aus Aakirkeby kommend an, bist du aber die meiste Zeit von dichtem Wald umgeben. Ein grünes Blätterdach, das Balsam für die Seele ist!
Østerlars Rundkirke gilt als größte und bekannteste der Bornholmer Rundkirchen. Deshalb zieht sie Touristen magisch in ihren Bann. Laut Bornholm.info strömen jedes Jahr 120.000 Besucher in das Gotteshaus. Eigentlich heißt der weiße Prachtbau mit dem dunkelgrauen Dach St. Laurentius. Vermutlich wurde die Rundkirche um das Jahr 1150 errichtet und diente zu Kriegszeiten als Festung. Die anderen Rundkirchen liegen während der Radreise auf Bornholm leider nicht auf meinem Weg, doch die Bauwerke und unzählige Naturschönheiten sind plausible Gründe, irgendwann zurückzukehren!
Apropos Natur: Auf dem Rückweg nach Nexø durchquere ich auf Cykelvej 22 den Wald Almindingen. Mit rund 6.000 Hektar Fläche ist er Dänemarks fünftgrößter Wald. Selbstverständlich hast du anstelle einer Radtour die Option, eine Waldwanderung zu machen und dabei die Burgruinen Lilleborg und Gamleborg zu besichtigen. Darüber hinaus befindet sich in Almindingen Bornholms höchster Punkt Rytterknægten, der 162 Meter über dem Meeresspiegel liegt.
Geografischer Knotenpunkt an der Ostsee
Auch ein geografischer Knotenpunkt ist eine Bornholmer Attraktion: mitten auf einer Schafweide an der Südküste in der Nähe der Wassermühle Slusegård. Hier treffen der 55. nördliche Breitengrad und der 15. östliche Längengrad aufeinander. Das bedeutet, dass die Sonne dort um 12 Uhr am höchsten steht (13 Uhr bei mitteleuropäischer Sommerzeit).
Ein Stopp während einer Bornholm Radreise lohnt sich aber ebenso, um ins Café Slusegård einzukehren (während meiner Anwesenheit geschlossen), zum Strand und zur Wassermühle zu spazieren. Sei dir gewiss, dass dir dabei eine Menge Schafe begegnen werden!
Unterkünfte für die Radreise auf Bornholm
Und wo übernachtet man während einer Radreise auf Bornholm? Wie überall in Dänemark und Schweden hast du die Wahl zwischen Campingplätzen, Hotels, Pensionen, Hostels und Fremdenzimmern. Zweimal habe ich wirklich Glück bei Airbnb-Gastgeberinnen: bei Helle in Rønne und Hannelore in Nexø. In den hyggeligen Ferienwohnungen in den Häusern der beiden Damen verbringe ich jeweils zwei Nächte. Im Gegensatz zu einem Hostel in der Peripherie von Allinge ist das purer Luxus: Dort riecht erstens mein Zimmer muffig und zweitens ist die Bettdecke von Flecken übersät …
Trotzdem greift man für Zimmer wie üblich etwas tiefer in die Tasche als für Zeltplätze. Deswegen beende ich meine Radreise auf Bornholm nach fünf Nächten, obwohl das bedeutet, dass ich viele sehenswerte Orte auf der Insel verpasse. Ausgerechnet auf dem Reise-Liebe Instagram-Profil weist mich ein eingefleischter Bornholm-Fan darauf hin! Und so gehe ich mit einer ordentlichen Portion Wehmut an Bord der Fähre nach Rügen. Glücklicherweise ist Bornholm aber noch nicht das Ende meiner fast dreiwöchigen Radreise … (as)
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