Pentala: Malerisches Schärengarten Museum in Espoo

Pentala, die Museumsinsel in Espoo, Finnland

Nordische Holzhaus-Romantik scheint im Zentrum von Helsinki weit weg zu sein, ist aber ganz nah. Vor der Küste von Espoo offenbart der Schärengarten seine schönsten Seiten. Mit 130 Hektar gehört Pentala zu den größten Inseln des Archipels. Für Einheimische und Touristen ist sie auch eine beliebte Besucherattraktion, denn das Freilichtmuseum lädt zu einer Reise in die Vergangenheit ein. In diesem Beitrag erfährst du, warum im Sommer mehr Stress als Entspannung vorprogrammiert ist!

Ausflugsboot nach Pentala

Für die Busfahrt zum Bootsanleger Suinosalmi im Suvisaaristo benötigst du ein ABC-Ticket, die Linie 145 bringt dich dorthin. An der Anlegestelle gibt es ein Café und auf der anderen Straßenseite einen Sandstrand zum Baden. So lässt sich mögliches Warten auf das Ausflugsboot gut überbrücken.

Als ich an einem Donnerstagnachmittag Ende Juli an Bord gehe, ist es überfüllt. Überall Familien mit plärrenden Kleinkindern und Kinderwagen. Obwohl viele keinen Sitzplatz mehr finden und es das Personal kaum schafft, allen Passagieren Tickets zu verkaufen, wird die Masse mitgenommen.

Wehmütig schweift mein Blick zu den privaten Motor- und Segelbooten, auf denen ich liebend gerne zu Gast wäre. Auf dem Ausflugsboot fühle ich mich wie im falschen Film und dieses Gefühl soll sich auf Pentala noch mächtig steigern. Bevor ich davon berichte, erst einmal ein paar Fakten über die Insel und das Leben im Schärengarten.

Saaristomuseo Espoo
Pentala-Schären-Museum, Foto: Reise-Liebe

Leben im Suuvisaaristo seit 1000

Die Küste von Uusimaa, der südlichste Teil von Finnland, ist laut geschichtlichen Überlieferungen seit dem Jahr 1000 besiedelt. Ab dem 16. Jahrhundert zogen Menschen auf die vorgelagerten Inseln, um sich dort der Fischerei, Landwirtschaft, Robbenjagd und Seefahrerei zu widmen. Darunter waren auch Einwanderer aus Estland und von den Åland Inseln. Wie Aufzeichnungen belegen, ließen sich die ersten Siedler 1776 auf Pentala nieder.

Im 19. Jahrhundert kam es in Mode, den Sommer im Schärengarten zu verbringen; um 1865 lebten 32 Fischerfamilien im Archipel. Die letzte auf Pentala war die Familie Nyholm, die für ihre Herzlichkeit und Gastfreundschaft bekannt war. Gurli Sity Nyholm (1905 – 1987) blieb bis zu ihrem Lebensende auf der Insel, obwohl alle anderen Bewohner in den 1980er Jahren bereits verstorben oder abgewandert waren. Sie schrieb Gedichte und Tagebuch, während ein Telefon ihr als Verbindung zur Außenwelt diente. Gurlis Zuhause befindet sich nun im Pentala-Schären-Museum, das am 16. Juni 2018 eröffnet wurde.

Schärengarten Museum auf Pentala
Im Museum auf Pentala, Foto: Reise-Liebe

Der Naturpfad auf Pentala

Nachdem du im Saaristomuseo Pentala die Wohnräume und Ställe besucht hast, kannst du ins Café einkehren oder dich der üppigen nordischen Natur zuwenden. Es gibt einen ausgeschilderten 2,3 Kilometer langen Naturpfad, auf dem du aus Rücksichtnahme gegenüber der Flora und Fauna bleiben solltest. 51 Hektar der Insel sind als Naturschutzgebiet deklariert. Außerdem stehen in Ufernähe einige versteckte Sommerhäuser.

Der Pfad führt durch den alten Waldbestand mit den wilden Blaubeeren zum Pentalanjärvi, dem südlichsten See von Espoo. Er ist umgeben von Granitfelsen, die im Sommer von der Sonne beheizt werden. Wenn du dich niederlässt, fühlt sich das angenehm warm an. Vielleicht entdeckst du im Wasser einen Otter, während du den Blick über den See schweifen lässt. Im Wald sind ebenfalls Dachse und Füchse beheimatet, doch in Gegenwart von Menschen verbergen sie sich lieber in ihrem sicheren Dickicht.

Pentalanjärvi
Pentalanjärvi, Foto: Reise-Liebe

Ein Paradies für plärrende Kinder

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Klingt das romantisch? Vielleicht ist es das, wenn man bereit ist, sich mit Massen von zeternden Kindern und deren anti-autoritären Eltern zu arrangieren. Sie sind überall, etwa jede zweite Familie schiebt einen Kinderwagen durch den Wald. Am Seeufer werden Windeln ausgebreitet, freie Plätze zum Baden gibt es nicht mehr. Das Geschrei der Kleinen übertönt den Gesang der Vögel.

Auf der Suche nach einem lauschigen Plätzchen zum Baden gerate ich auf einen Weg, der mich ins Naturschutzgebiet führt und selbst dort stoße ich auf einen feminin wirkenden Vater mit Dutt, der gerade seinem Nachwuchs die volle Windel vom Hinterteil zieht! Ich gehe weiter – so tief in den Wald, bis ich ganz allein mit den Bäumen und mir selbst bin bin. Es ist ungefähr mein dritter Besuch auf Pentala, doch zum ersten Mal fühle ich mich dort falsch. Irgendwann finde ich mich am familienfreundlichen Sandstrand Diksand wieder. Das negative Gefühl hält sich so hartnäckig, dass ich darin bade.

Ich spaziere zurück zum See, wo mittlerweile ein paar Kinderkarren weniger am Ufer geparkt sind. Als ich nach der Abkühlung wieder an Land komme, duftet meine Haut … Nach Wasserpflanzen? Nein, meine Arme stinken nach Urin und die Sehnsucht nach einer Dusche war selten so groß!

Auf dem Weg zurück nach Suinosalmi fokussiere ich die See, die traumhaften Inseln, den strahlend blauen Himmel und die privaten Boote. Ich versinke in meinem Traum, in einem Mökki in netter Gesellschaft die Seele baumeln zu lassen und vergesse kurz, dass ich wohl gerade die kinderfeindlichste Frau der Welt bin. Tja, shit happens! (as)

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4 Gedanken zu „Pentala: Malerisches Schärengarten Museum in Espoo“

  1. Liebe Annika,
    da heisst es, aller guten Dinge sind drei. Manche Orte werden aber einfach Opfer ihres Erfolgs. Ich finde es erfrischend, auch das einmal zu lesen. Warst du die anderen Male vielleicht zu einer anderen Jahreszeit oder ausserhalb der Ferien da? Das wäre doch noch ein ganz netter Hinweis für die Leser.
    LG
    Susan

    1. Hallo Susan,
      beim letzten Mal war ich zur gleichen Jahreszeit dort. Es war aber auch Corona, ein allgemein niedrigeres Menschenaufkommen und ich mit einem privaten Boot unterwegs.
      LG
      Annika

  2. Hallo Annika,

    vielen Dank für den Artikel! Bisher war ich nur im schwedischen Schärengarten unterwegs und liebe vor allem die Bootstouren durch die Insel-Landschaften.
    Das finnische Pendant fände ich auch mal spannend. Ich hatte die Schären bislang auch nur vor Turku verortet.
    Gut zu wissen, dass es auch vor Helsinki schöne Möglichkeiten gibt. Und, dass es dort im Sommer auch mal etwas touristischer zugehen kann.
    Ob es in diesem Kontext aber diese Art von Wertung für die Kinder und Eltern braucht, ist eine andere Frage. 😉

    Liebe Grüße
    Dennis

    1. Hallo Dennis,

      ja, hier im Stadtgebiet von Helsinki gibt es viele sehenswerte Schäreninseln und noch schöner wird es draußen in Espoo. Den Schärengarten von Turku habe ich schon mit der Fähre nach Stockholm durchquert. Übrigens bin ich keine Kinderhasserin, doch diese Situation auf Pentala war extrem. Auf meinem Blog habe ich das Recht, meine Meinung zu äußern.

      Liebe Grüße,

      Annika

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