Malmö habe ich nie wie eine Touristin wahrgenommen. Die südschwedische Stadt am Öresund ist im Februar und April 2021 meine Heimat auf Zeit. Ich empfinde sie als multikulturellen Schmelztiegel, wo mir im Laufe meines Aufenthalts Menschen von jedem Kontinent der Erde begegnen. Viele arbeiten im IT-Sektor, vor allem die zahlreichen Inder und Pakistaner. Malmö, so scheint es mir, ist ebenfalls für Flüchtlinge das Tor zu Schweden.
Nachdem ich meine Zelte in Berlin endgültig abgebrochen habe, erreiche ich Malmö mit einer finnischen Fähre. Die nächtliche Überfahrt über die Ostsee ergattere ich im Dezember 2020 zu einem Sonderpreis von 74 Euro – Frühstück und eine komfortable Kabine mit privatem Badezimmer inklusive. Preiswerter wäre die Anreise mit der Bahn, doch die Öresundbrücke ist wegen einer angeblichen britischen Virus-Mutante zum Zeitpunkt meiner Reise dicht.
Ankunft am Fährterminal Malmö
Wenn du als Fußpassagier mit der Fähre in Malmö ankommst, hast du zwei Möglichkeiten, vom Hafen in die Innenstadt zu gelangen: entweder mit der Buslinie 32 oder mit einem Taxi. Ich habe Glück, denn der Hafentransfer stoppt direkt an der Bushaltestelle, so dass ich mir das Taxigeld sparen kann. Ein Einzelfahrschein mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kostet umgerechnet 2,80 €. Der Kauf ist nur per Kreditkarte oder mit einer App von Skånetrafiken möglich. Seit der Einführung der „Pandemie“ trennt ein gelbes Plastikband das Steuer und die Fahrgäste voneinander ab. Deshalb ist es nicht möglich, Tickets beim Busfahrer zu kaufen. Auf die Gesinnungsmaske darfst du allerdings in Schweden verzichten.
Seltsame Unterkünfte
Meine Unterkünfte in Malmö buche ich über Airbnb – private Gästezimmer, die meine Nerven manches Mal ordentlich strapazieren. Kurz vor meiner Weiterreise schlussfolgert ein polnischer Mitbewohner, dass es in der Stadt allgemein schwierig sei, eine wirklich gute Langzeitunterkunft zu erschwinglichen Preisen zu finden. Der Grund liegt auf der Hand: Die vielen Ausländer wünschen sich alle ein Dach über dem Kopf. Falls dir das urbane Leben nicht ganz so wichtig ist, rate ich dir, ein Zimmer auf dem Land zu mieten. Im Januar habe ich an Schwedens südlichstem Zipfel noch Glück und genieße viele lange Spaziergänge an der Ostsee.
Sauna in Ribersborg
Auch in Malmö solltest du in den Stadtvierteln Ribersborg und Västra Hamnen ausgiebig das Meer auskosten. Ich empfehle dir, deinen Strandspaziergang mit einem Saunabesuch in Ribersborgs Kallbadshus zu verbinden. Der Eintritt ist günstig: Für 70 schwedische Kronen (rund 7 Euro) kannst du mit Meerblick saunieren, dich in der Ostsee abkühlen und hinterher im Restaurant einen erfrischenden Drink zu dir nehmen (der kostet extra). Das Badehaus liegt am Ende eines Piers und hat ein altehrwürdiges Flair wie vor 100 Jahren. Im Frauenbereich kann es zu jeder Tageszeit etwas voller werden, obwohl sich dort in Zeiten von Corona nur 30 Leute gleichzeitig aufhalten dürfen.
Mich zieht es jede Woche in die Sauna und hinterher oft an die Seepromenade von Västra Hamnen. Der Strand wirkt immer gut besucht, manche Einheimische gehen sogar im Winter bei Minustemperaturen baden. Ich beobachte währenddessen die unzähligen Gänse, Möwen und Enten. Malmö ist ein Brut- und Tummelplatz für Wasservögel, die mich im Frühling früh morgens mit ihrem Geschnatter wecken.
Wahrzeichen Turning Torso
Västra Hamnen wird dir gefallen, wenn du ein Faible für moderne Architektur hast. Der spanische Architekt Santiago Calatrava hat sich dort mit einem futuristischen Hochhaus ein Denkmal gesetzt. Der Turning Torso (zu Deutsch: drehender Rumpf) ist mit 54 Etagen und 190 Meter Höhe Skandinaviens höchster Wolkenkratzer. Seit das Wohnhaus am 27. August 2005 eingeweiht wurde, gilt es neben der Öresundbrücke als zweites Wahrzeichen der Stadt. Es dreht sich sogar, um seinem Namen alle Ehre zu machen.
Rund um den Turning Torso haben sich Bars und Restaurants angesiedelt. An warmen Tagen, die ich bis Ende April selten erlebe, trinken dort viele Menschen Kaffee und schlendern an der Promenade entlang. Ich gehe dabei öfters zum „Musikhügel“ zwischen Västra Hamnen und dem Terminal, wo mein Schweden-Abenteuer Ende 2020 begann. In einer Mulde namens Ljudkullen werden über im Boden integrierte Lautsprecher verschiedene Musikalben abgespielt – rockige und elektronische Klänge und immer sehr entspannend. Der passende Soundtrack, um im Sommer mit Freunden am Lagerfeuer in der Mitte der Mulde zu philosophieren, während im Hintergrund das Meer rauscht.
Malmös Innenstadt
Sobald ich wieder auf die Strandpromenade abbiege, steuere ich meist die nächste Bushaltestelle an. Der Stadtbus bringt mich innerhalb weniger Minuten ins Zentrum mit den vielen Einkaufsmöglichkeiten, den multikulturellen Restaurants und den malerischen Plätzen wie dem Lilla Torg. In der Altstadt Gamla Staden spaziere ich durch Gassen voller farbenfroher Häuser, die für Schwedens südlichste Region Skåne typisch sind. Man findet solche Häuschen auch in Ystad oder weiter östlich in Simrishamn.
Weitläufige Parkanlagen
Von Gamla Staden ist es nur ein Katzensprung zu den weitläufigen Parkanlagen Kungsparken und Slottsparken (deutsch: Königspark und Schlosspark). Im Sommer, den ich in Malmö nicht mehr mitbekomme, sind die beiden Parks ein beliebter Treffpunkt in der grünen Lunge der Stadt. Sie grenzt direkt an das Schloss, wo sich das Kunstmuseum befindet. Nach der Schließung im Winter bekomme ich Anfang April noch die Chance, eine Ausstellung für moderne Kunst zu besuchen – nach vorheriger Anmeldung im Internet.
Preiswert essen in Möllevången
Wenn du preiswert in Malmö essen möchtest, solltest du die Vielzahl von Restaurants im lebhaften Viertel Möllevången ausprobieren. Südlich der Innenstadt wird Multikulti groß geschrieben und ein Inder, Thai, Perser oder Araber reiht sich mit seinen Spezialitäten an den anderen. Weil die Konkurrenz wahrlich groß ist, kannst du dir im ehemaligen Malmöer Arbeiterviertel leckere Mittagsmenüs für 7 oder 8 Euro gönnen.
Das tue ich manchmal, bevor ich mich meinen Nachmittagsaktivitäten im Mindfulness Home Malmö widme. Mehrmals pro Woche besuche ich Schwedischkurse, male Mandalas oder mache Yoga. Die Albanerin Emma ist die gute Seele des Zentrums, wo es mir leicht fällt, Menschen kennenzulernen. Trotzdem ist meine Malmö-Episode Ende April beendet. Was bleibt, sind lebendige Erinnerungen an Glücksmomente und Prüfungen des Lebens. Dankbar reise ich weiter und werde dir sicher bald davon berichten. (as)
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