Gurkenradweg: Spreewald Radreise auf der Spur der Gurke

Fahrrad auf dem Gurkenradweg im Spreewald

Fast fünf Jahre habe ich von einer Spreewald Radreise auf dem Gurkenradweg geträumt. Obwohl ich eine gefühlte Ewigkeit fast um die Ecke wohnte und am Ende meines Berlin-Kapitels oft in Brandenburg geradelt bin, habe ich dieses wunderschöne Fleckchen Erde damals verpasst. Deswegen bleibe ich im Mai 2024 länger als gewöhnlich in Deutschland und baue mir ein großzügiges Zeitfenster für meine Radreise. Was ich im Spreewald erlebe, ist mit Abstand der beste Deutschland-Besuch, seit ich digitale Nomadin geworden bin!

Rundreise auf dem Gurkenradweg

Auf dem Gurkenradweg hast du die Möglichkeit, einzelne Etappen als Tagestouren zu fahren. Das bietet sich vor allem dann an, wenn du in Berlin und Umgebung zu Hause bist. Ich entscheide mich für die zirka 260 Kilometer lange Rundtour. Wo sich dein Start- und Zielpunkt befinden, kannst du selbst festlegen. Ich entscheide mich mich für Cottbus, wohin mich die Regionalbahn ab Berlin bringt. Vom Hauptbahnhof dauert die Anreise anderthalb Stunden.

Von Cottbus in den Spreewald
Von Cottbus in den Spreewald, Foto: Reise-Liebe

Für meine Verhältnisse ist der Gurkenradweg eine kurze, gemütliche Radreise. Immerhin habe ich 2022 in Schweden über 900 Kilometer auf dem Kattegatleden, Sydkustleden und Sydostleden gerockt – auf meist längeren Tagesetappen. Mir kommt es aber weniger auf den sportlichen Erfolg an, sondern auf das, was sich mir rechts und links des Weges offenbart.

Das Biosphärenreservat Spreewald verzückt mich mit idyllischen Fließen, Kanälen und Seen. Während ich durch Wiesen und duftende Kiefernwälder radele, lausche ich dem Gezwitscher von Vögeln. Nach einem kalten, grauen Start habe ich auch großes Glück mit dem Wetter und plötzlich steigen lebhafte Erinnerungen an meine früheren Radtouren durch Brandenburg in mir auf. Im Sonnenschein überfällt mich beinahe die Sehnsucht, in die Region zurück zu ziehen.

In fast jeder Ortschaft im Spreewald haben sich Störche ihre Nester gebaut. Oft höre ich sie mit ihren Schnäbeln klappern. Habe ich jemals so viele dieser Vögel zu Gesicht bekommen? Ich kann mich nicht erinnern. Häufig sehe ich sie in der Nähe der malerischen Fachwerk- und Steinkirchen, die typisch für die Region sind und mich zum Fotografieren animieren.

Kirche in Drahnsdorf
Kirche in Drahnsdorf, Foto: Reise-Liebe

Zustand und Ausschilderung des Radwegs

Durch den Spreewald führen mehrere Fernradwege. Der Gurkenradweg lässt sich besonders leicht erkennen, weil er mit einer radelnden Gurke gekennzeichnet ist. Meist finde ich sie einfach und schnell, doch auf einigen Etappen verfahre ich mich, weil mir die Ausschilderung unklar erscheint. Arge Probleme habe ich zum Beispiel in Vetschau oder gegen Ende der letzten Etappe – ungefähr 15 Kilometer vor dem Start- und Zielpunkt Cottbus. Als ich einen Anwohner nach dem Radweg frage, berichtet mir der Mann, dass sich schon mehrere Radreisende über die schlechte Ausschilderung beklagt hätten. Diesbezüglich kann sich Deutschland von Schweden und Dänemark noch eine dicke Scheibe abschneiden!

Doch was wäre eine Radreise ohne ein bisschen Abenteuer? Abenteuerlich ist auch der Weg, wenn ich Betonplatten und unbefestigte Schotter- und Waldwege zu überwinden habe. An den meisten Stellen wirkt der Gurkenradweg frisch und glatt asphaltiert, während die Plattenwege aus DDR-Zeiten stammen und für Ruckel-Erlebnisse „vom Feinsten“ sorgen. Sobald die Schotter- und Kies-Abschnitte zu sandig werden, schiebe ich lieber ein Stück, weil mein Trekking-Rad auf Sand zum Wegrutschen neigt. Nach einem Sturz auf dem Ostseeradweg in Polen bin ich ein gebranntes Kind.


Diejenigen, die für das Konzept Gurkenradweg verantwortlich sind, haben ihr Bestes getan, dass Radfahrer möglichst unter sich sind und fern von starkem Autoverkehr in die Pedale treten können. Es gibt zahlreiche als Fahrradstraßen ausgeschilderte Streckenabschnitte. Hier ist entspanntes Genussradeln auf Flachem Untergrund angesagt.

Ja, der Spreewald ist Flachland ohne herausfordernde Anstiege. Nur auf der Etappe von Alt Schadow nach Golßen treffe ich in der Nähe von Köthen auf ein paar Hügel, die mit Leichtigkeit zu meistern sind. Trotzdem bemerke ich, dass viele Radreisende mit Elektro-Antrieb unterwegs sind. Auf dem flachen Gurkenradweg besteht bei durchschnittlicher Fitness keine Notwendigkeit, ein E-Bike zu benutzen. Aber jeder, wie er oder sie mag.

Wegweiser für den Gurkenradweg
Wegweiser für den Gurkenradweg, Foto: Reise-Liebe

Etappenziele auf dem Gurkenradweg

Bei meiner Etappenplanung richte ich mich nach den Empfehlungen von Spreewald-Info.de, wo eine Karte des Gurkenradwegs als Download bereitsteht. Etappe Nummer eins ist 40 Kilometer lang. Sie beginnt in Cottbus und endet im Kurort Burg in Spreewald. Auf einem Reiterhof im benachbarten Schmogrow bleibe ich zwei Nächte, um mir eine Kahnfahrt und einen längeren Wellness-Aufenthalt mit Solebädern und Sauna in der Spreewald Therme zu gönnen.

Nach dem Entspannungstag geht es über Straupitz nach Lübben – laut Plan nur 31 Kilometer. Meine persönliche Etappe wird wegen mangelhafter Beschilderung zu einer Odyssee durch Wald und Wiesen. Die Irrungen und Wirrungen lassen mich die traumhafte Landschaft im Spreewald sehr intensiv wahrnehmen, bevor ich in Straupitz die radelnde Gurke wiederfinde. Lübben entpuppt sich insbesondere zu Himmelfahrt als Touristenhochburg mit Ständen voller Gurken-Souvenirs am Hafen. Trotz der Menschenmassen und saufenden Herrentags-Ausflügler in Paddelbooten genieße ich eine beschauliche Kahnfahrt vorne am Bug. In Lübben erwartet mich außerdem ein restauriertes Schloss, das ein Museum und eine Bibliothek beherbergt.

43 Kilometer lang ist die dritte Etappe über Schlepzig nach Alt Schadow am Neuendorfer See. Das Ziel liegt in den nördlichen Ausläufern des Unterspreewalds und ist nur noch einen Katzensprung von mir bekannten Gefilden entfernt. Die Bilder meiner Drei-Seen-Radtour bei Bad Saarow sind auf einmal wieder präsent, als wäre ich sie erst gestern gefahren. Sowohl der See als auch der Kiefernwald wecken in mir Assoziationen mit Schweden und Finnland – das ist schon lange vor meinen Reisen als digitale Nomadin so gewesen. Ich inhaliere das beruhigende Parfum der Nadelbäume und fühle mich glücklich.

Auch auf der 58 Kilometer langen Etappe von Alt Schadow über Krausnick nach Golßen. Hier lohnt sich ein Stopp an der Badestelle am Köthener See, ehe man kilometerweit über einen holprigen Waldweg strampelt oder stellenweise besser schiebt. Als ich in meinem Quartier in Drahnsdorf bei Golßen ankomme, habe ich Heißhunger auf ein fruchtiges Eis. Wie nett, dass sich unter der Pension ein Eiscafé befindet!

Die fünfte Etappe (39 Kilometer) von Golßen nach Lübbenau führt noch einmal durch Lübben und gefällt mir von allen Tagestouren am wenigsten. Der Grund: Der Gurkenradweg läuft des Öfteren an Autostraßen vorbei, auch ohne gesonderten Radweg.

Etappe Nummer sechs von Lübbenau über Vetschau und Burg nach Cottbus hält geschichtsträchtige Schmankerl bereit: die Spreewalddörfer Lehde, Leipe und Raddusch, wo du in Spreewälder Traditionen und Bräuche eintauchen kannst – unter anderem im Freiluftmuseum in Lehde. Mach dich allerdings darauf gefasst, dass viele Leute wissen, wie schön es dort ist, gerade im Sommer und zur Adventszeit.

Traditioneller Heuschober am Gurkenradweg
Traditioneller Heuschober im Spreewald, Foto: Reise-Liebe

Komfortable Unterkünfte für Radreisende

Und wo ist es möglich, am Gurkenradweg zu übernachten? Schon Ende Januar buche ich Ferienwohnungen und Pensionszimmer zu relativ günstigen Konditionen. Die Ausstattung ist jedes Mal top – immer habe ich Privatsphäre mit eigenem Bad, während das Frühstück meist inklusive ist. In Lübben und in Lübbenau ziehe ich Reiseblogger-Kooperationen mit zwei luxuriösen Hotels an Land. Sowohl bei Lehmanns Spreeblick als auch im SPREE Hotel in der Altstadt lasse ich mich nach Strich und Faden verwöhnen. Ganz besondere Erlebnisse, von denen ich mit Sicherheit noch lange zehren werde!

Kleiner Hafen von Lübbenau
Kleiner Hafen von Lübbenau, Foto: Reise-Liebe

Kahnfahrten im Spreewald

Auf dem Gurkenradweg empfehle ich dir, öfters mal die Perspektive zu wechseln und die Landschaft vom Wasser aus zu betrachten. Deshalb bleibe ich in Burg und in Lübbenau jeweils zwei Nächte. Wie bereits weiter oben erwähnt, mache ich in Burg und Lübben eine Kahnfahrt – jeweils anderthalb bis zwei Stunden. In Lübbenau dauert dieses Vergnügen sogar fünf Stunden – Stopps in Lehde und an der Waldgaststätte Wotschowska inbegriffen.

Die Fährmänner (und ein paar wenige Frauen) erzählen beim Staken durch die untiefen Fließe oft unterhaltsame, lehrreiche Geschichten über den Spreewald. Zum Beispiel wird dir unweigerlich auffallen, dass die traditionellen Holzbohlenhäuser am Dach zwei gekreuzte Schlangen tragen. Wie ich bei jeder Kahnfahrt erfahre, handelt es sich um das Zeichen des legendären Schlangenkönigs. Die wendischen Sorben, deren slawische Sprache im Spreewald noch gesprochen wird und neben Deutsch auf jedem Ortsschild steht, verehrten einst Schlangen – unter anderem, weil sie die Höfe vor Ratten und Mäusen schützten. Wenn du Glück hast, siehst du im Wasser auch Biber und Nutria.

Als Alternative zur Kahnfahrt mit größeren Rentnergruppen kannst du dir ein Kanu mieten und frei durch die Kanäle paddeln. Das wäre eigentlich meine erste Wahl, doch alleine habe ich darauf keine Lust. Ich würde mich auch recht unsicher dabei fühlen. Also nehme ich in Kauf, dass es mitten in der Natur nicht ganz so ruhig ist, wie ich mir das wünsche.

Spreewaldhaus in Burg
Spreewaldhaus in Burg, Foto: Reise-Liebe

Wie lange auf dem Gurkenradweg reisen?

Falls du eine beschauliche Radreise durch den Spreewald anstrebst, ist es sinnvoll, für den Gurkenradweg fünf bis sechs Tage einzuplanen. Ich bleibe eine ganze Woche, um Wellness und die grüne Fließlandschaft mit all ihren Facetten auf mich wirken zu lassen. Meine Erfahrung auf vorigen Radreisen hat mir gezeigt, dass man vieles Schöne übersieht, wenn man nur stur in die Pedale tritt, um von A nach B zu gelangen. Trotz der ausgedehnten Radtour habe ich Lust, irgendwann in den Spreewald zurückzukehren, zum Beispiel zum Wandern. Dafür lockt die Region ebenfalls mit ausgeschilderten Routen. (as)

Bloggen kostet Zeit und Geld. Schätzt du meine Arbeit? Dann freue ich mich über einen Energieausgleich in meiner virtuellen Kaffeekasse bei Paypal › Spenden für Reise-Liebe

Lass dich von meinen Reisevideos inspirieren

6 Gedanken zu „Gurkenradweg: Spreewald Radreise auf der Spur der Gurke“

  1. Hallo Annika,

    tolle Tour und ein schöner entspannter Bericht! Diese Rundtour könnte ich mir auch sehr gut vorstellen, ich habe bisher meist nur Tagestouren dort gemacht. Einziger Haken, den Du natürlich schön beschreibst: Es ist kein Geheimnis mehr, wie schön es da ist.

    Liebe Grüße
    Sandra

    1. Hallo Sandra,
      als ich früher in Berlin gewohnt habe, hätte sich das auch angeboten, Tagestouren zu machen. Ja, leider ist der Spreewald kein Geheimtipp mehr, aber das ist auch das Dilemma, wenn man über solche Reiseziele bloggt.
      Liebe Grüße,
      Annika

  2. Liebe Annika,

    wir waren schon mehrmals im Spreewald, haben ihn bislang aber tatsächlich nur vom Paddelboot aus erkundet. Deine Radreise klingt spannend, zudem hast du jetzt vermutlich auch die beste Zeit dafür gewählt – im Hochsommer ist der Spreewald einfach zu überlaufen.
    Herzliche Grüße aus Berlin von den „Hierdadorts“ Gabi udn Michael

    1. Hallo Michael,
      ja, das dachte ich mir auch! Im Hochsommer ist es ja leider überall überlaufen. Ich hätte auch gerne eine Paddeltour durch den Spreewald gemacht, wollte das aber alleine nicht.
      Herzliche Grüße aus Tallinn,
      Annika

  3. Eine schöne Tour, liebe Annika! Ich bin mal von Königswusterhausen in den Spreewald geradelt und habe es auch sehr genossen. Den Gurkenradweg habe ich aber höchstens gekreuzt.
    Liebe Grüße
    Angela

    1. Hallo Angela, rund um Königs Wusterhausen gibt es auch tolle Strecken. Da bin ich früher einige Male geradelt. 🙂
      Liebe Grüße,
      Annika

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert