Fünf Tage Christmas Break auf Fuerteventura – wahrlich keine lange Zeit, um alle Ecken der Kanaren-Insel zu sehen. Ich habe aber ein Händchen dafür, meine Zeit optimal auszukosten und buche online eine Jeep Safari Cofete. Zu meinem Glück wohnt eine der Geländewagen-Fahrerinnen in Lajares im Norden von Fuerteventura. So ist es für sie kein großer Umweg, mich kurz vor acht Uhr am Morgen des ersten Weihnachtstags im Mini-Van in El Cotillo abzuholen.
Angelika stammt aus Stuttgart. Vor über zehn Jahren sagte sie Deutschland Lebewohl, nachdem Amors Pfeil sie im Sommerurlaub mitten ins Herz getroffen hatte. Anderthalb Stunden fahren wir zur südlichen Halbinsel Jandía, gabeln unterwegs weitere Gäste auf und steigen auf einem Parkplatz in einen der vier Jeeps um. Den Rest der rund 20-köpfigen Gruppe treffen wir im Hafen von Morro Jable. Angelika kümmert sich fortan um die spanischsprachigen Teilnehmer und ich nehme in einem anderen Geländewagen neben dem Fahrer Jörg Platz.
Jeep Safari Cofete in Wüstenlandschaft
Auch er ist deutscher Auswanderer – Schlagzeuger aus Frankfurt und total verliebt in Fuerteventuras Mondlandschaft. „Seit ich hier bin, habe ich keine Allergien mehr“, sagt er. „Bäume und die ganzen Pollen vertrage ich nicht.“
Nach grüner Vegetation sucht man auf Jandía vergeblich. Man hat das Gefühl, auf einer Expedition in der Wüste Nevada gelandet zu sein. Als ich gegenüber Jörg meinen Eindruck kundtue, meint er: „Das liegt auch geographisch ungefähr auf einer Höhe.“
Ziegenbock Pedro & seine Herde
Unseren ersten Stopp machen wir am Fuße eines Berges, wo sich eine Ziegenherde tummelt. Vor meiner Linse steht gleich Pedro, der „ranghöchste Bock“. Wenn er auftaucht, sollte man unbedingt die Autotür schließen, erzählt Jörg. Pedro liebt angeblich Jeep Safaris, springt auf den Sitz und möchte mitfahren. Ob die kleine Anekdote stimmt, erfahre ich nicht. Wir sind ja alle umsichtig und befolgen die Anweisungen der Guides! 😉
Mietwagen im Naturpark Jandía verboten
Dass ich an einer geführten Jeep Safari Cofete teilnehme, erweist sich als wirklich kluge Idee. Mietwagen sind auf den Schotterwegen im Naturpark Jandía eigentlich nicht erlaubt. Verleih-Stationen weisen in den Verträgen mit ihren Kunden darauf hin – und dass bei einem Unfall keine Versicherung für den Schaden zahlt. Trotzdem wagen sich Leihauto-Fahrer zuhauf in das Gebiet und Jörg regt sich darüber auf. Eine Schranke zur Kontrolle der Fahrzeuge gibt es am Eingang des Naturparks nicht.
Ich habe definitiv keine Lust, ein kleines Auto über die staubig steinigen, kurvigen Wege zu steuern und meine Konzentration der Straße zu widmen. An jeder Ecke lauern Steinschlag und die Gefahr, auf dem Schotter wegzurutschen. Die Jeep-Fahrer haben eine Lizenz, die jedes Jahr erneuert werden muss. Auf dem Beifahrer-Sitz kann ich mich entspannen und dabei ganz locker die karge Landschaft betrachten und fotografieren.
Wahnsinns-Cofete-Panorama
Auf dem Pass angekommen, kündigt Jörg mit freudiger Stimme an: „Und jetzt aufgepasst! Wer das nicht gesehen hat, war nicht auf Fuerteventura.“
Im nächsten Moment halten wir an einem Aussichtspunkt, wo sich uns ein märchenhaftes Panorama über den Strand von Cofete zur Linken und eine Bergkette zur Rechten eröffnet. Obwohl es immer noch recht windig und dort oben ziemlich diesig ist, hat sich der Calima-Sand von Heiligabend endlich aus der Luft verflüchtigt. Ein Farbspiel aus Himmelblau, Türkis und ganz vielen Braun- und Grauschattierungen fügt sich zu einem Gesamtkunstwerk der Natur.
Playa Cofete & Villa Winter
Es kommt aber noch viel besser. Nachdem wir das Dörfchen Cofete mit seinen paar Hütten durchquert haben, erreichen wir den dazugehörigen, megabreiten Sandstrand. Der Ozean spuckt Mörderwellen – Baden sei wegen einer starken Unterströmung mit hoher Wahrscheinlichkeit ein tödliches Vergnügen, bemerkt Jörg. Ich nehme nur mit den Augen mein Weihnachtsgeschenk in Empfang: die fein geschwungene Bergkette, den wüstenartigen Sand und den türkis leuchtenden Atlantik mit seiner überschäumenden weißen Gischt. Liebend gerne würde ich in dem Augenblick in die Villa Winter am Fuße des Berges einziehen.
Das ehemalige Domizil des deutschen Ingenieurs Gustav Winter (1893 – 1971) strahlt in Weiß, ist aber innen stark renovierungsbedürftig. Seit einigen Jahren kann man das Haus mit dem Türmchen nicht mehr frei besichtigen und inzwischen plane die spanische Immobilien-Gruppe Lopésan, die Villa Winter in ein Ferien-Resort für Superreiche zu verwandeln, schildert Jörg die aktuelle Situation des Anwesens.
Punta de Jandía & Traumbuchten
Leider ohne nähere Betrachtung setzen wir die Jeep Safari Cofete fort und spazieren rund um den Leuchtturm Punta de Jandía am südlichsten Punkt von Fuerteventura. In der Nähe steht in einem Restaurant das Mittagessen auf dem Programm – mein allererster Weihnachtsschmaus mit sommerlicher Sonne und Meerblick!
Während meine Familie im üblichen Landgasthof tote Gans verspeist, bekommen wir Paella, Salat, kanarische Kartoffeln, den inseltypischen Ziegenkäse Queso Majojero, Orangen, Wein und Wasser serviert. Die Paella mit dem ermordeten Huhn und den gemeuchelten Meeresfrüchten lasse ich stehen und genieße den Rest. Das beste Weihnachtsessen meines Lebens trotz seiner Einfachheit!
Harmonie der Mondlandschaft
In den Sommermonaten gibt es während der Jeep Safari Cofete noch einen Bade-Stopp. Der fällt Ende Dezember zwar aus, doch die Guides entführen uns zu ein paar atemberaubenden Stränden, die aus surrealistischen Gemälden entsprungen sein könnten. Wir laufen über Vulkanstein und bewundern wie Baumrinde aussehende Felsschichten.
Obwohl die Landschaft so nackt ist und nur hier und da eine Palme sprießt, erkennt man bei genauerer Betrachtung ein stimmiges Zusammenspiel der Braun- und Grautöne. Auch die Berge und Felsen haben alle ihren individuellen Charme, den man ergründen kann.
Nicht alle sind dazu bereit: Bei der Rückkehr zum Parkplatz beschwert sich ein von Anfang an schlecht gelauntes Frauenpaar über Fuerteventuras Kargheit. Angelika antwortet: „Dann solltet ihr auf La Palma oder La Gomera Urlaub machen.“ Ich schließe mich ihr an und denke, dass sich die Damen vor ihrer Reise wohl gar nicht über ihr Ziel informiert haben. (as)
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