Panoramatour auf Fuerteventura: Dünen, Höhlen & Streifenhörnchen

Panoramatour Fuerteventura

Gleich am Morgen erlebe ich an Heiligabend 2018 eine schöne Bescherung. Von Afrika fegt ein kalter Ostwind über Fuerteventura. Das Wetter-Phänomen heißt Calima: In der beißenden Luft schwirren Millionen Sandpartikel aus der Sahara, die den Himmel verdüstern, sich in den Haaren und hinter den Ohren festsetzen. Ich habe Glück, dass an dem Tag keine Outdoor-Aktivitäten auf dem Plan stehen und ich bei einer Panoramatour Fuerteventura erkunden kann.

In der Woche vor meiner Weihnachtsreise habe ich hin und her überlegt, ob ich mir ein Auto miete. Dabei komme ich zu dem Schluss, dass ich eh schon wieder alleine bin und mich bei meinen Entdeckungen gerne mit anderen austauschen würde. Mit einem Mietwagen wären die Kosten inklusive der Tankfüllungen außerdem höher, so dass ich zwei geführte Ausflüge buche. Die sogenannte Panoramatour ist zu meinem Glück für maximal acht Leute konzipiert – perfekt, wenn man Inselrundfahrten mit großen Reisebus-Gruppen nicht mag!


Panoramatour Fuerteventura mit Kleingruppe

Wegen der rauen Wetterbedingungen am 24. Dezember ist es mir recht, dass mich der italienische Guide mit dem Van am Hotel abholt und wir im Laufe des Tages viel Zeit im Auto verbringen. Meine Mitreisenden sind eine dreiköpfige Familie aus Indien, zwei Spanierinnen und ein Pole. Wir sind also ein internationales Grüppchen und bekommen auf Englisch und Spanisch Infos über die Kanareninsel, die ich einen Tag zuvor noch als frühsommerlich empfunden habe. Ich freue mich, dass ich endlich ein bisschen mein verrostetes Spanisch aufpolieren kann!

Casa de los Coroneles in La Oliva
Casa de los Coroneles in La Oliva, Foto: Reise-Liebe

La Oliva & Tindaya

Im geschichtsträchtigen Ort La Oliva machen wir nur einen kurzen Stopp an der Casa de los Coroneles. Das Gebäude war im 18. Jahrhundert der Sitz der Militärkommandantur und auch das Zentrum der Macht. Von hier aus wurde Fuerteventura eine Weile verwaltet. Jetzt ist der Sandsturm wesentlich mächtiger! Unmittelbar nach dem Foto zwingen mich die eisigen Böen wieder in den Van.

So geht es mir auch an einer Windmühle und am heiligen Berg Tindaya. Das 400 Meter hohe Mysterium soll Zauberkräfte haben und positive Energie ausstrahlen. Yogis und Meditations-Fans zieht Tindaya magisch an, obwohl es keinen offiziellen Wanderweg nach oben gibt. An Heiligabend habe ich eine total versandete Sicht – und während wir immer weiter ins karge Gebirge fahren, bleiben die Blicke auf die Felsformationen verdunkelt wie hinter eine Nebelwand. Dabei seien kaum Wolken am Himmel, meint der Guide.

Statuen von Ayose und Guize
Statuen von Ayose und Guize, Foto: Reise-Liebe

Ayoze und Guize

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Während ich auf dieser Panoramatour Fuerteventura besser kennenlerne, lohnt es sich somit nicht, am Mirador Morro Velosa in 650 Meter Höhe zu stoppen. Bei klarer Wetterlage gilt er als spektakulärster Aussichtspunkt der Insel. Stattdessen halten wir bei den bronzenen Königsstatuen von Ayoze und Guize. Die beiden Muskelpakete des Künstlers Emiliano Hernandez wurden am 30. Mai 2008 eingeweiht.

Ayose herrschte über Jandía, Fuerteventuras Süden. Derweil regierte Guize im Norden. Ihre Co-Herrschaft sollte bis zum Jahr 1405 dauern, als ein Ritter aus der Normandie die Insel eroberte: Jean de Béthencourt. Nach ihm ist unser nächstes Ziel benannt, das man im Talkessel schon erkennen kann.

Der Franzose gründete Betancuria, das über 400 Jahre Inselhauptstadt bleiben sollte. Erst 1834 wurde es von Antigua abgelöst. Es ist ein Segen, an diesem malerischen Ort den Van zu verlassen, denn im Tal sind wir ein bisschen vor dem heftigen Wind geschützt.

Betancuria auf Fuerteventura
Betancuria auf Fuerteventura, Foto: Reise-Liebe

Malerisches Betancuria

Vor der weißen Kirche Santa Maria de Betancuria, die kurz nach Béthencourts Ankunft 1410 errichtet wurde, wachsen Palmen. In den schnuckeligen weißen Häusern um sie herum haben sich Restaurants und Souvenirläden angesiedelt. Außerdem gibt es ein Kunst- und ein Heimatmuseum. Um mich kurz zu erinnern, dass Weihnachten vor der Tür steht, besichtige ich für 1,50 Euro die Kirche.

Das dreischiffige Gotteshaus, das zwischen 1424 und 1431 den Status einer Kathedrale innehatte, beherbergt Ikonen mit teilweise Trübsal blasenden Gesichtern und einen prächtigen, goldig schimmernden Altar mit aufwendigen Schnitzereien. Vor der Tür wird Jesu Geburt mit einem skelettartigen geschmückten Tannenbaum gedacht.

Als wir dann bei der Panoramatour Fuerteventura weiter auskundschaften, fallen mir an der Serpentinenstraße weiße Mauern auf. Sie markieren die Grenzen zwischen den einzelnen Gemeinden der Insel, Fuerteventura hat insgesamt sechs Verwaltungsbezirke.

Gemeindemauer, Panoramatour Fuerteventura
Gemeindemauer, Panoramatour Fuerteventura, Foto: Reise-Liebe

Krähen & Streifenhörnchen

Einen weiteren Stopp machen wir an einem Aussichtspunkt an der Grenze zwischen Betancuria und Pajara. Ein Wahnsinnspanorama über die bergige Mondlandschaft bleibt uns zwar verwehrt, dafür bekommen wir tierische Gesellschaft. Auf Fuerteventura leben nicht nur Kolonien schwarzer Krähen, sondern auch ganz besondere Nager: Streifenhörnchen.

Krähe auf Fuerteventura
Krähe auf Fuerteventura, Foto: Reise-Liebe

Diese flinken Gesellen mit den gestreiften Rücken sind keine einheimischen Insulaner. Sie wurden vor über 50 Jahren aus Marokko und Algerien eingeschleppt und sind bei Landwirten verschrien, weil sie in erster Linie Samenfrüchte fressen. Füttern ist streng verboten, aber anscheinend sehen das viele Touristen nicht so eng. Die Streifenhörnchen krabbeln zu uns auf eine Mauer und posieren für die Kamera wie Profis. Den Beweis habe ich auf folgendem Foto verewigt!

Streifenhörnchen auf Fuerteventura
Streifenhörnchen auf Fuerteventura, Foto: Reise-Liebe

Schwarzer Vulkansand

Dass man auf Fuerteventura nicht nur weiße Sandstrände, sondern auch feinen schwarzen Vulkansand wie auf La Gomera findet, zeigt die Badebucht des Bilderbuchdörfchens Ajuy. In die peitschenden Fluten stürzen möchte man sich dort bei Calima gewiss nicht. Ich fühle mich eher wie in Island bei meinem Ausflug an die Südküste!

Schwarzer Strand von Ajuy
Schwarzer Strand von Ajuy, Foto: Reise-Liebe

Nachdem ich ein bisschen die tobenden Wellen des Atlantiks beobachtet habe, gehe ich in einem von mehreren Restaurants im Dorf essen. Natürlich landestypisch: Ich bestelle Queso Majojero – den Ziegenkäse von Fuerteventura – kanarische Kartoffeln und eine rote Soße namens Mojo. Eigentlich hasse ich den strengen Geruch und Geschmack von Ziegenkäse, aber auf den Kanaren hat er eine rauchige, aromatische Note, die mir gefällt.

Ajuy auf Fuerteventura
Ajuy auf Fuerteventura, Foto: Reise-Liebe

Die Höhlen von Ajuy

Nach einer Stunde Mittagspause begeben wir uns auf einen Spaziergang zu den Höhlen von Ajuy. Der Weg führt über Klippen und wir haben Glück, dass er trotz des Sandsturms immer noch für Besucher geöffnet ist. Der Ozean prescht gegen die kunstvoll erodierten Formationen aus Vulkanstein. Mit wilden Strudeln und weißer Gischt demonstriert das Wasser seine Macht, mit der es mich nach einem Sprung wohl für immer verschlucken würde.

Wasserstrudel im Atlantik
Wasserstrudel im Atlantik, Foto: Reise-Liebe

Über einen steinigen Pfad geht es hinab in die Höhlen. Von oben schaut man auf beeindruckende Felsenkunstwerke der Natur. Wer mutig ist, wagt sich bis ans schwarze Ende der Grotten-Räume. Das Hindernis an der Sache: Licht ist absolute Mangelware. Wenn man Pech hat, knickt man auf den Stolpersteinen um oder fällt aufs Gesicht. Weil ich 2018 beides erlebt habe, betrachte ich nur, was ich mit bloßem Auge sehen kann und das ist es allemal wert, den Höhlen von Ajuy einen Besuch abzustatten.

Höhlen von Ajuy
Höhlen von Ajuy, Foto: Reise-Liebe

Kite-Surfer auf Jandía

Vom Westen Fuerteventuras fahren wir weiter zur südlichen Halbinsel Jandía. Wir erinnern uns: In dem Teil der Insel war im 14. Jahrhundert König Ayose der Herrscher. Heutzutage lockt das Gebiet den Großteil der Touristen auf Fuerteventura an. An einem karibischen Palmenstrand steigen wir aus. Ein romantisches Gefühl wie auf einer Schlafzimmertapete kommt zwar nicht auf, allerdings haben massenhaft Kite-Surfer eine Menge Spaß. Unter ihren Schirmen lassen sie sich auf dem Board durch die Luft wirbeln. Ich werde es bestimmt auch irgendwann ausprobieren.

Kite-Surfer auf Fuerteventura
Kite-Surfer auf Fuerteventura, Foto: Reise-Liebe

Dünen von Corralejo

Ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk offenbart sich mir noch, obwohl ich bei der Panoramatour Fuerteventura und ihre traumhaften Strände nur hinter einer Mauer aus aufgewirbeltem Sand begutachtet habe. Sandig ist auch der Abschluss der Inselrundfahrt: in den Dünen von Corralejo. Der Parque Natural de las Dunas de Corralejo erstreckt sich über elf Kilometer. Einen Teil davon habe ich am 23. Dezember schon nachmittags am Strand erwandert.

Dünen von Corralejo
Dünen von Corralejo, Foto: Reise-Liebe

Jetzt ist die Straße sandverweht. Die feinen, hellen Körnchen stammen übrigens aus der Sahara – Calima sei Dank! Wie ein kleines Kind, dem das Glöckchen zur Bescherung läutet, stürme ich gegen 18 Uhr Ortszeit in die Düne. Ich war noch nie in der Wüste und nun habe ich das Gefühl, es zu sein. Superhappy werfe ich mich in den Sand und lasse ihn durch meine Finger rieseln. Zum ersten Mal an diesem Tag sichte ich die Sonne, die hinter den Hügeln untergeht und den Sand, so weit das Auge reicht, in ein goldenes Licht taucht. Manchmal muss man wohl länger warten, um das zu empfangen, wonach man sich sehnt! (as)

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2 Gedanken zu „Panoramatour auf Fuerteventura: Dünen, Höhlen & Streifenhörnchen“

  1. Sieht ja richtig cool aus! Im ersten Moment dachte ich: „Was, da gibt’s ne Wüste?!“ Ich war vor ein paar Jahren auf Gran Canaria und da gab es einen ähnlichen Dünen-Abschnitt, daran musste ich dann als nächstes denken. Ich finde solche kleinen Gruppen-Touren ne super Möglichkeit, um sehenswerte Orte zu entdecken und gleichzeitig andere Leute kennen zu lernen. Der sandige Wind muss echt nervig gewesen sein. Umso besser, dass du trotzdem so viel besuchen konntest. Jetzt habe ich auch wieder richtig Lust auf die Kanaren!
    Liebe Grüße
    Silvia

    1. Hallo Silvia,
      ja, die Calima war ein bisschen suboptimal, ist aber auf den Kanaren auch nichts Ungewöhnliches und zu meinem Glück war der Wind nur an Heiligabend so heftig. Ich hatte trotz der Wetterbedingungen einen ganz tollen Ausflug!
      Die Düne von Maspalomas auf Gran Canaria habe ich auch schon besucht, aber so ein Wüstenfeeling wie auf Fuerteventura kam da in mir nicht auf.
      Liebe Grüße,
      Annika

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