Reisen ist zurzeit nur vor der Haustür möglich, doch dort entdeckt man Naturschätze wie die Schönower Heide. Schon Anfang April bin ich im Naturpark Barnim gewandert, wie eines meiner Videos auf YouTube dokumentiert. Auf dem Fußmarsch zum Gorinsee entdecke ich Wegweiser zum Heidegebiet wenige Kilometer hinter der Berliner Stadtgrenze. Ohne Fahrrad bin ich aber recht lahm unterwegs und hebe mir den Abstecher für einen weiteren Ausflug auf.
Am 20. April 2020 schnappe ich mir meinen Drahtesel und fahre erst einmal mit der S-Bahn nach Berlin-Buch. Allmählich werden die Bahnen in der Hauptstadt wieder voller, immer weniger Menschen scheinen sich noch vor einer Virus-Infektion zu fürchten.
Am Ziel-Bahnhof angekommen, nehme ich den Ausgang in Fahrtrichtung und halte mich links. Etwa anderthalb Kilometer radele ich die Wiltbergstraße entlang, bis ich rechts auf einen Forstweg abbiege. Am Rande dieses Pfades durch den Wald stehen Skulpturen unterschiedlicher Künstler – wie an vielen Plätzen im Naturpark Barnim. Zur Heide lasse ich mich von den gut sichtbaren Wegweisern leiten. Auf den Schotterwegen durch die Rieselfelder werde ich heftig durchgerüttelt, außerdem bläst mir ein kräftiger Wind entgegen.
Nachdem ich die Landstraße zum Dorf Schönow überquert habe, stehe ich vor einem Tor aus Holz: dem Eingang zur Schönower Heide. Eintritt wird zwar nicht fällig, doch Zettel hinter Plastikfolie weisen Besucher an, mindestens anderthalb Meter Abstand voneinander zu halten. Das Ordnungsamt hat den Naturpark dazu verdonnert.
Natur in der Schönower Heide
Über einen schmalen Pfad strampele ich in die Heide und finde mich gleich vor einer Sanddüne wieder. Wie immer, wenn ich große Sandflächen sehe, erwacht das Kind in mir. Ich habe das Bedürfnis, mich in den Sand zu legen und ihn durch meine Finger rieseln zu lassen. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich das noch auf Lanzarote getan – noch fehlen mir meine Reisen der „alten Zeit“ nicht.
Ich wälze mich ausgiebig in der Düne und nehme Kurs auf den fünf Kilometer langen Rundweg entlang des Wildgatters. Hinter dem Zaun tummeln sich Waldtiere. Als ich einen Hirsch erspähe und stoppe, stolziert der Geweihträger direkt auf mich zu, ohne mich um Futter anzubetteln. Am Ende steht er neben mir vor dem Gatter und mampft Gras. Weniger als 1,5 Meter trennen uns. Ich fotografiere ihn und danke ihm für die tollen Motive.
Entlang des Wildwanderweges wechseln sich Besenheide, Sandflächen und Silbergras ab. Manche Streckenabschnitte sind stärker bewaldet. Hier wachsen Birken, Kiefern und Espen. Schilder am Wegesrand liefern Informationen über die Flora und Fauna in der Schönower Heide und laden Kinder zu einem Heidequiz ein. Es haben sich auch einige Familien mit ihrem Nachwuchs aufs Rad geschwungen, um sich wohl ebenfalls am Gesang der Heidelerche zu erfreuen.
Ja, grün ist die Heide
Mich inspiriert das Heideland prompt zu einem Liedchen. Meine Oma brachte es mir bei, als ich ungefähr drei Jahre alt war. Warum war es meiner Mutter nur peinlich, als ich das lautstark bei einer Vorsorgeuntersuchung beim Kinderarzt sang? 😉 Auf dem Sattel trällere ich erneut eine Strophe samt Refrain:
Was die liebe Heide weiß,
geht die Mutti gar nichts an
Niemand weiß es außer mir
und dem jungen Jägersmann
Ja, grün ist die Heide,
die Heide ist grün
Aber rot sind die Rosen,
wenn sie da blühn
Das Durchatmen in der Schönower Heide hebt meine Stimmung, obwohl ich Ende des Monats meinen Teilzeitjob als Lektorin verliere und die Regierungen mehrerer Länder meine Kroatien-Reisevermittlung kalt gestellt haben. Ich habe verdammt gute Laune, mache noch einen Abstecher auf den 1,6 Kilometer langen Heidepfad und zum Gorinsee. Das Wetter ist schön, das Leben erst recht! Im Spätsommer kehre ich zurück, wenn die Blüten der Erika die Heidelandschaft lila färben. (as)
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Hallo Annika! Eine sehr gute Beschreibung,so daß man Lust bekommt auch dorthin zu fahren.Der Hirsch ist ja auch ein Krafttier.Lieben Dank u.mach weiter so.L.Gr.Charm
Hallo Charmaine, wofür steht denn das Krafttier Hirsch? LG Annika